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Stone Town, Sansibar

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Unweit des heißen afrikanischen Festlands, nahe dem Äquator, ragt eine Insel aus den Gewässern des Indischen Ozeans auf – mit schneeweißen arabischen Palästen, Moscheen, indischen Herrenhäusern und sandigen Stränden, über denen Palmen im Wind schwingen. Dies ist die , auf der sich Stone Town befindet – ein Ort, der in seinen engen Gassen noch immer erstaunliche Geschichten bewahrt. Einige dieser Geschichten, die uns die alten Mauern anvertraut haben, möchten wir hier mit Ihnen teilen.

Stone Town: Erste Eindrücke

Wenn man in Stone Town ankommt, fühlt man sich, als wäre man in der Zeit zurückgereist. Überall stehen verwitterte Häuser aus Korallenkalk, und die kunstvoll geschnitzten Türen und Balkone versetzen einen in eine arabische oder indische Vergangenheit. Das geschäftige Treiben auf den Straßen vervollständigt das Bild einer alten Handelsstadt. Die Einheimischen scheinen kaum etwas vom 21. Jahrhundert preiszugeben – sie tragen schlichte, traditionelle muslimische Kleidung, die sich seit Jahrhunderten im tropischen Klima bewährt hat. Man meint fast, gleich werde eine Karawane des Sultans um die Ecke kommen, gefolgt von einer Reihe von Sklaven, die mit klirrenden Ketten zum Markt geführt werden.

Doch dann zischt ein modernes Motorrad durch die Kreuzung, und der Zauber ist gebrochen. Man bemerkt, dass zwischen dem Obstladen und dem Souvenirladen ein Geschäft Laptops verkauft, dass ein Mann in weißer Dishdasha auf den Treppen sitzt und mit seinem Handy telefoniert, und dass über der Straße ein Gewirr aus Stromleitungen hängt. Und man begreift: Man ist selbst einer der vielen Reisenden, die durch diese geschichtsträchtige, aber lebendige Altstadt schlendern.

Kommen Sie am besten am Abend zurück – tagsüber ist es ohnehin zu heiß. Die Läden werden dann zwar geschlossen sein, doch die Bewohner der alten, zwei- und dreistöckigen Häuser kommen heraus, sitzen auf ihren Türstufen, unterhalten sich und kochen ihr Essen in duftendem Öl. Kinder spielen lautstark in den engen Gassen, und der Zauber der Vergangenheit kehrt für einen Moment zurück.

Nicht ohne Grund steht die gesamte Altstadt von Sansibar auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie ist wirklich farbenfroh – und sehr alt. So alt, dass sie schneller verfällt, als sie restauriert werden kann. Wer noch nicht hier war, sollte sich beeilen, diesen faszinierenden Mix aus persischer, arabischer, indischer und afrikanischer Kultur zu erleben. Das ist keine touristische Übertreibung, sondern eine traurige Tatsache über Stone Town. Der berühmte „House of Wonders“ und das Haus des Sklavenhändlers Tippu Tip sind derzeit eingestürzt, und einige andere Gebäude mussten wegen ihres maroden Zustands abgerissen werden.

Stone Town: Stillstehende Geschichte

Was also macht die Stone Town von Sansibar für Reisende so faszinierend? Im Grunde besteht sie nur aus wenigen, verwinkelten Gassen – so schmal, dass sie nur zu Fuß begehbar sind. Die bekannten Strände liegen weit entfernt, im Osten, Westen, Norden und teils im Süden der Insel. Der westliche Teil Sansibars ist dicht von Einheimischen bewohnt. Eigentlich gibt es auf dem gesamten Archipel, das aus rund 75 Inseln besteht, nur diese eine Stadt; der Rest besteht aus verstreuten Dörfern und Erholungsgebieten.

Um zu verstehen, warum gerade diese Stadt so anziehend ist, muss man sie Schicht für Schicht betrachten – wie einen köstlichen Kuchen. Dabei entdeckt man viele erstaunliche Dinge. Also los, echte Stone Town – zeig uns dein Gesicht!

Das Fischerdorf Shangani

Wenn man die Zeit umkehrt – vom 21. ins 12. Jahrhundert – findet man anstelle der heutigen Stone Town ein kleines Fischerdorf namens Shangani.

Damals standen hier nur einstöckige Hütten. Steinmauern kannte man noch nicht; die Häuser waren aus Holz gebaut, die Dächer mit Palmblättern gedeckt. Doch schon damals begann man, nach neuen Bauweisen zu suchen – die Anfänge jener Entwicklung, deren Ergebnisse wir heute in der Steinstadt bewundern können.

Wenn man auf der Landkarte die Insel Sansibar findet und die Küstenlinie weiter nach Süden verfolgt, stößt man zunächst auf die große Mafia-Insel und noch weiter südlich auf einen ruhigen Naturhafen, wo das Meer tief ins Land eindringt und ein verzweigtes System aus Wasserarmen bildet. Dort liegen mehrere kleine Inseln, darunter die geschichtlich bedeutsame Insel Kilwa. Auf ihr stand einst die Stadt Kilwa Kisiwani – heute nur noch eine Ruinenstätte, die im 14. Jahrhundert jedoch von Reisenden als eine der schönsten Städte der Welt beschrieben wurde.

Einer Legende nach wurde die Insel Kilwa im 11. Jahrhundert von einem Erben der alten persischen Stadt Schiras von den Einheimischen gekauft. Er soll von seinen Brüdern verstoßen worden sein und lange nach Süden gesegelt sein, bis er auf dieser gut gelegenen Insel Zuflucht fand. Dort gründete er eine Stadt und begann Handel mit dem afrikanischen Festland, Indien, Arabien und Persien. Legenden beiseite – fest steht, dass Kilwa bereits im 12. Jahrhundert eine so mächtige Handelsstadt war, dass sie die gesamte Swahili-Küste beherrschte.

Der Einfluss von Kilwa

Was verbindet das alte Kilwa Kisiwani mit der heutigen Stone Town? Es waren die Bewohner von Kilwa, die die Kunst des Steinbaus hierher brachten. Davor bestanden die Häuser auf Sansibar aus Holz, Lehm und anderen vergänglichen Materialien, die die Jahrhunderte nicht überdauern konnten. Historiker gehen davon aus, dass die Insel Sansibar schon seit vielen Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, bewohnt ist. In einer der Höhlen der Insel wurden beispielsweise Steinwerkzeuge gefunden, die belegen, dass hier bereits vor 22.000 Jahren Menschen lebten.

Neuere Funde deuten zudem auf alte Handelsverbindungen zwischen Indien und Afrika hin. Es ist offensichtlich, dass die damaligen Bewohner vor allem die dicht besiedelte Westküste Sansibars nutzten – einerseits wegen des natürlichen Hafens, andererseits, weil sie dort am wenigsten von Gezeiten betroffen war. Doch die frühen Zivilisationen dieser Region haben keine dauerhaften Bauwerke hinterlassen, die bis in unsere Zeit erhalten geblieben sind.

Ab dem späten 11. Jahrhundert begannen Händler aus Arabien, Persien und Indien, sich auf Sansibar niederzulassen. Als wohlhabendste Mitglieder der Gesellschaft konnten sie sich Häuser aus Stein und Korallenkalk leisten. Übrigens waren es persische Siedler aus Schiras, die im Süden Sansibars die Moschee von Kizimkazi Dimbani errichteten – sie gilt als die erste Moschee der südlichen Hemisphäre. Dieses Bauwerk wurde später zum Vorbild für viele andere Moscheen in Ostafrika. So entstanden die architektonischen Traditionen, die später die Stone Town prägten.

Über etwa vier Jahrhunderte hinweg wuchs das Dorf Shangani unter dem Einfluss von Kilwa zu einem typischen Handelsort heran – ähnlich wie Sofala im heutigen Mosambik, die Siedlungen auf den Inseln Mafia und Pemba, Teile der Komoren, die Häfen Madagaskars sowie die kenianischen Stadtstaaten Malindi und Mwita, dem heutigen Mombasa.

Die Stadt wuchs weiter und wurde immer wohlhabender. Immer mehr Händler aus dem Jemen und Persien ließen sich dort nieder, ebenso Kaufleute aus Indien. Auf Sansibar selbst gab es damals kaum etwas zu exportieren, doch der Hafen der alten Steinstadt diente als idealer Zwischenlagerplatz auf den Seehandelsrouten. Von hier aus wurden Gold, Elfenbein, Tierhäute und andere Waren vom afrikanischen Festland verschifft.

Mit der Zeit nahm auch der Sklavenhandel zu. Arabische Söldner verschleppten Menschen aus Zentral- und Ostafrika an die Küste, von wo aus sie als Handelsware in verschiedene Länder Asiens gebracht wurden.

Die Handelsfahrten über den Indischen Ozean waren stark vom Wetter abhängig, insbesondere von den Monsunwinden. Die Schiffsbesitzer mussten auf die richtigen Jahreszeiten warten, und oft dauerte es mindestens sechs Monate, bis ein Schiff wieder mit Waren auslaufen konnte. Deshalb ließen sich viele Händler in den Hafenstädten nieder, heirateten Frauen aus einheimischen Stämmen Sansibars, übernahmen lokale Bräuche und gaben im Gegenzug ihre eigenen muslimischen Traditionen weiter – darunter religiöse Vorstellungen, Schrift und Wissen.

Die einheimischen Kaufleute übernahmen viele arabische Handelspraktiken, was sie wohlhabender und einflussreicher in ihren Gemeinschaften machte.

Dieser kulturelle Austausch entlang der Küste, wo die Stadt Kilwa ihre Sultane als Herrscher einsetzte, führte zur Entstehung der Swahili-Kultur, wie sie sich Jahrhunderte später in ganz Ostafrika entwickelte. So blieb es – bis die Europäer kamen.

Zwei „friedliche“ Jahrhunderte mit den Portugiesen

Der erste Europäer, der das Sultanat Kilwa erreichte, war der Portugiese Pêro da Covilhã. Er war ein erfahrener Kundschafter, der im Auftrag des portugiesischen Königs unter dem Deckmantel eines arabischen Händlers durch die Gebiete von Kilwa reiste. Sein Ziel war es, herauszufinden, woher die Gewürze kamen, die damals in Europa so begehrt waren. Portugal wusste zwar von der Existenz des reichen Indiens, verfügte aber weder über genaue Karten noch darüber, ob das Land auf dem Seeweg erreichbar war. Pêro da Covilhã fand nicht nur Hinweise auf eine mögliche Route um den Süden Afrikas nach Indien, sondern entdeckte auch die Quellen des Reichtums von Kilwa – darunter die Goldminen von Sofala.

Kurz darauf trafen portugiesische Schiffe unter der Führung von Vasco da Gama ein. Sansibar hatte zunächst Glück – die Portugiesen segelten auf ihrem Weg nach Indien und zurück einfach vorbei. Doch wenige Jahre später, im frühen 16. Jahrhundert, erschien ein portugiesisches Kriegsschiff vor der Insel. Dessen Kapitän drohte mit Krieg, falls sich die örtlichen Herrscher nicht der Krone von Lissabon unterstellten. So wurde Sansibar still und ohne Widerstand Teil des portugiesischen Reiches – für fast zwei Jahrhunderte.

Diese beiden Jahrhunderte gingen fast spurlos in die Geschichte ein. Die Portugiesen hinterließen auf Sansibar kaum sichtbare Spuren, und es ist schwierig, heute noch Gebäude aus jener Zeit in der Stadt zu finden. Lediglich eine angeblich portugiesische Kirche innerhalb der Festung ist bekannt, und an einer Kreuzung steht noch ein alter Steinbogen aus jener Epoche. Dies steht in deutlichem Gegensatz zur folgenden omanischen Periode in der Geschichte der Insel.

Unter der Herrschaft des Omanischen Reiches

Den stärksten Einfluss auf Stone Town hatte die Herrschaft des Oman, eines arabischen Staates in der Nachbarschaft Jemens. Das meiste, was man heute in Stone Town sieht, stammt aus dieser Zeit. Unter arabischer Herrschaft begann Sansibar ab dem späten 17. Jahrhundert zu blühen. Doch der Wohlstand der Oberschicht ging mit der Unterdrückung der ärmeren Bevölkerung einher – Spannungen, die später zu sozialen Unruhen führten. Bis das damalige Siedlungsgebiet jedoch zur heutigen Stone Town wurde, sollten noch zweieinhalb Jahrhunderte vergehen.

Die Portugiesen griffen während ihrer Herrschaft kaum in die inneren Angelegenheiten der ehemaligen Sultanate von Kilwa ein. Sie forderten nur Abgaben und behielten die Kontrolle über ihre Handelsrouten. Doch die einheimische muslimische Elite, die an Einfluss und Einnahmen verlor, wurde zunehmend unzufrieden mit der Präsenz der Europäer. In Mombasa kam es sogar zu einem Aufstand, bei dem viele Portugiesen getötet wurden.

1698 verbündeten sich die Machthaber Sansibars mit den Rebellen aus Mombasa und baten den omanischen Adel um Unterstützung, um die Europäer zu vertreiben. Damit begann die zweite Ära arabischen Einflusses auf Sansibar.

Die Omanis begannen eine intensive Bautätigkeit, die mit der Errichtung einer großen Festung startete. Die Überreste dieses Bauwerks gehören noch heute zu den bekanntesten Wahrzeichen von Stone Town – sie werden bis heute genutzt, allerdings längst nicht mehr zu militärischen Zwecken.

Ab den 1830er-Jahren begann die Stadt sich stark zu verändern. Nun wurden ausschließlich Steingebäude errichtet, und ein moderner Stadtplan entstand. Gleichzeitig legten die omanischen Herrscher auf den fruchtbaren Böden der Insel zahlreiche Nelkenplantagen an. Seit dieser Zeit ist Sansibar als „Gewürzinsel“ bekannt.

Das Omanische Reich eroberte immer mehr Gebiete an der ostafrikanischen Küste, im Persischen Golf und entlang seiner Ufer. Dieses weitläufige Reich mit seinen zahlreichen Sultanaten wurde zur mächtigsten Macht der arabischen Welt. Sansibar erhielt dabei eine besondere Rolle: 1832 verlegte der Sultan von Oman seine Residenz nach Stone Town. Vielleicht war dies der Höhepunkt in der Geschichte der Stadt. Entlang der Küste entstanden prachtvolle Paläste, die bis heute zu den architektonischen Schätzen der Steinstadt gehören. Wenn Sie mit der Fähre aus Dar es Salaam oder mit dem Boot von einer der Nachbarinseln ankommen, werden Sie sie sicher schon aus der Ferne fotografieren wollen.

1856 kam es innerhalb der Herrscherfamilie zu Streitigkeiten, die schließlich zur Teilung des Reiches führten: in das Sultanat Muscat und Oman sowie das Sultanat Sansibar. Von da an war die Insel mit ihren angrenzenden Gebieten unabhängig von äußeren Mächten. Der Sultan verfügte nun über genügend Ressourcen, um eine eigenständige Politik zu betreiben, Handel zu treiben, Wohlstand zu schaffen und seinen Einfluss auszudehnen. Unter seiner Herrschaft gelangten auch das unruhige Mombasa und die junge Stadt Dar es Salaam auf dem gegenüberliegenden Festland – damals noch das Dorf Mzizima – unter sansibarische Kontrolle. Später sollte Dar es Salaam zur Hauptstadt Tansanias werden.

Neben arabischen Händlern zog Sansibar auch viele Kaufleute aus Indien an. Sie ließen sich in Stone Town nieder und brachten ihre eigenen Traditionen mit. Aufmerksame Reisende bemerken noch heute die Ähnlichkeiten zwischen alten indischen Städten und Sansibar: enge Gassen, Häuser mit kleinen Läden im Erdgeschoss, große, kunstvoll geschnitzte Türen mit Metallspitzen – ursprünglich als Schutz gegen angreifende Elefanten konzipiert – sowie hölzerne Veranden, Balkone und Fensterrahmen, die die Steinhäuser schmücken.

Und was ist mit den Sklaven und den Arabern?

Zu jener Zeit war Stone Town zum wichtigsten Umschlagplatz für Sklaven aus Zentral- und Ostafrika geworden. In der Stadt gab es zahlreiche Sklavenmärkte, mit dunklen Kellerräumen, in denen Männer, Frauen und Kinder unter schrecklichsten Bedingungen „aufbewahrt“ wurden – angekettet an Baumstämme oder Steinböden. Heute ist nur noch einer dieser Märkte erhalten, als Mahnmal und Museum. Der Besuch dieser engen, stickigen Zellen, in denen man kaum aufrecht stehen kann, hinterlässt einen tief erschütternden Eindruck.

Die Geschichte der arabischen Unterdrückung Afrikas über viele Jahrhunderte hinweg ist geprägt von grausamen Praktiken im Umgang mit Sklaven – und sie führt schließlich zu einem blutigen Ende, das zu jener Zeit jedoch noch in weiter Ferne lag. In der Zwischenzeit wurden Menschen aus Zentralafrika auf kleinen Fischerbooten, den Dhows, nach Sansibar gebracht. Jede freie Stelle auf diesen Booten wurde mit menschlichen Körpern gefüllt. In Stone Town wurden die „Waren“ in Kellergewölben in der Nähe der Sklavenmärkte abgeladen. Die während des Transports Verstorbenen – „verdorbene Ware“ – warf man achtlos an den Strand, wo sie verwesten und die Stadt mit Gestank erfüllten.

Die lebenden Gefangenen wurden auf dem Markt vorgeführt: abgemagerte Männer und Frauen, nackt ausgezogen, mit Kokosöl eingerieben, angekettet und bewacht, mussten sie über den Platz und durch die Straßen laufen, damit potenzielle Käufer sie sehen konnten. Interessenten traten näher, betrachteten die Körper, untersuchten Zähne, Muskeln oder Brüste, prüften, ob jemand verletzt war, und feilschten dann um den Preis – als handele es sich um Ware.

Heute steht vor dem alten Sklavenmarkt ein eindrucksvolles Denkmal, das an diese grausame Zeit erinnert. In den Gesichtern und Körperhaltungen der gefesselten Figuren spiegelt sich Schmerz und Würde zugleich. Wer an der absichtlich tiefergelegten Skulptur verweilt und in die steinernen Augen blickt, spürt die Schwere dieser Geschichte. Es ist einer der wenigen Orte in Stone Town, an dem ein dunkles Kapitel der Vergangenheit offen gezeigt wird – ohne Beschönigung, als stilles Mahnmal inmitten des sonnigen Sansibar.

Der bekannteste Sklavenhändler Sansibars war Tippu Tip. Er machte sein Vermögen mit dem Handel von Menschen und Elfenbein. Unzählige Male organisierte er Expeditionen ins Landesinnere Afrikas und führte viele davon selbst an. Wie schon sein Vater und Großvater vor ihm, wurde auch er zu einem einflussreichen und weithin bekannten Händler – nicht nur auf seiner Heimatinsel, sondern auch in Zentralafrika. Schließlich erhielt er sogar den Titel eines Gouverneurs in einer Region des Kongo. Tippu Tip kaufte Menschen von Dorfhäuptlingen für fast nichts oder ließ sie mit bewaffneten Truppen gewaltsam verschleppen. Seinen Spitznamen „Tippu Tip“ verdankte er, wie er selbst sagte, dem ständigen Knallen der Gewehre, das seine Raubzüge begleitete.

Er brachte das wertvolle Elfenbein und Tausende von versklavten Menschen aus Zentralafrika nach Sansibar. Dort wurden sie auf Handelsschiffe verladen, die in Richtung Osten fuhren. Mit den Gewinnen kaufte Tippu Tip Land und gründete große Nelken- und Gewürzplantagen, auf denen dieselben Sklaven unter grausamen Bedingungen arbeiteten. Viele starben an Erschöpfung oder Misshandlungen und wurden sofort durch neue ersetzt.

Tippu Tip, selbst ein Mann mit gemischter afrikanisch-arabischer Herkunft, versorgte die Welt mit Sklaven „für jeden Zweck“: kräftige Männer wurden nach Arabien, Persien, Oman und Ägypten verkauft – und von dort weiter nach Europa und in die Neue Welt, wo sie für harte körperliche Arbeit eingesetzt wurden. Frauen wurden als Hausangestellte, Dienerinnen oder Konkubinen gehandelt, und schwarze Kinder galten in vielen weißen Haushalten als „Unterhaltung“ – ein grausames Spiegelbild jener Zeit.

Sansibar war buchstäblich von Sklaven überfüllt. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten auf der Insel rund 360 000 versklavte Menschen bei einer freien Bevölkerung von etwa 450 000. Warum kam es trotz dieser Überzahl nie zu einem Aufstand? Die Antwort liegt in der gnadenlosen Brutalität, mit der die arabischen Herren ihre Sklaven behandelten.

Das Leben eines schwarzen Sklaven galt nichts. Wut und Frust konnten ungestraft an ihnen ausgelassen werden – und wer dabei „zu weit ging“, kaufte einfach einen neuen. Die Leichen von Sklaven lagen auf den Straßen, verrotteten dort zusammen mit toten Tieren. Dieses alltägliche Bild zeigt die ganze Grausamkeit jener Zeit.

In Stone Town steht noch heute das steinerne Wohnhaus des berüchtigten Sklavenhändlers. Die Einheimischen sprechen selten gut über ihn. Doch wer vor Tippu Tips Haus steht, sollte sich bewusst machen, dass dieser Mann eine widersprüchliche Persönlichkeit war. Er war gebildet, klug und weit gereist. Vor seinem Tod schrieb Hamad bin Muhammad bin Jamah bin Rajab bin Muhammad bin Sayyid al-Mughrabi – so sein voller Name – die Geschichte seines Lebens nieder. Dieses Werk gilt als die erste Autobiografie in Swahili.

Zu Lebzeiten bewegte sich Tippu Tip in den Häusern arabischer Adliger, pflegte Kontakte zu europäischen Politikern und afrikanischen Entdeckern. In seiner Biografie findet sich ein besonders aufschlussreicher Abschnitt: Obwohl er der größte Sklavenhändler seiner Zeit war, half Tippu Tip den berühmten britischen Afrikaforschern David Livingstone und Henry Morton Stanley bei ihren Expeditionen in Tansania. Eine bittere Ironie – denn Livingstone galt als Humanist und engagierter Gegner der Versklavung der afrikanischen Bevölkerung.

Britisches Protektorat über Sansibar

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wuchs der Einfluss Großbritanniens auf Sansibar, während das Festland zunehmend unter die Kontrolle des aufstrebenden Deutschen Reiches geriet. Es war das Vereinigte Königreich, das Sansibar schließlich dazu drängte, den Sklavenhandel zu beenden. 1873 zwang die britische Verwaltung den Sultan, ein Abkommen zu unterzeichnen, das den Sklavenhandel verbot. Unter Androhung einer militärischen Blockade wurden alle Sklavenmärkte geschlossen, und die Freilassung der Versklavten wurde garantiert. Von diesem Zeitpunkt an blieb der Sklavenhandel zwar noch einige Jahrzehnte im Verborgenen bestehen, verschwand aber schließlich ganz.

An der Stelle des größten Sklavenmarktes von Stone Town errichteten die Briten eine prächtige Kathedrale aus Korallenkalk – ein Symbol für Mitgefühl und Menschlichkeit, die über die dunkle Zeit des Menschenhandels siegten. Die anglikanische Kathedrale ist bis heute ein eindrucksvolles Beispiel für den britischen Einfluss auf die Architektur der Stadt.

Im Inneren erinnert ein besonderes Detail an das Schicksal des Afrikaforschers und Verteidigers indigener Rechte David Livingstone: links neben dem Altar befindet sich ein kleines Kreuz, gefertigt aus dem Holz eines Baumes, der an jener Stelle wuchs, unter der das Herz des schottischen Reisenden begraben wurde.

Das späte 19. Jahrhundert war eine Zeit intensiver Bautätigkeit in Stone Town. Viele Gebäude aus dieser Epoche prägen noch heute das Stadtbild. Dazu gehören unter anderem die Hamamni-Persischen Bäder, das berühmte „House of Wonders“ – so genannt, weil es das erste Gebäude auf Sansibar mit elektrischem Licht und einem Aufzug war – sowie die wunderschöne St.-Josephs-Kathedrale.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand am Rand der Altstadt das Hauptgebäude des Darajani-Marktes, das bis heute das geschäftige Zentrum des lokalen Handels bildet.

Die folgenden Entwicklungen brachten Stone Town keinen neuen Aufschwung – das Zeitalter der Technik und der globalen Kriege hatte begonnen. Die industrialisierte Welt, nun beschäftigt mit Fortschritt und Menschenrechten, brauchte keine Sklaven, keine Tierknochen und keine Häute mehr – zumindest nicht in dem Ausmaß wie in den Jahrhunderten zuvor.

Der Erste Weltkrieg beendete die deutsche Kolonialherrschaft in Afrika, und Großbritannien gewann immer mehr Einfluss auf Sansibar. Ihren Höhepunkt erreichte diese Vorherrschaft 1896 im sogenannten Anglo-Sansibar-Krieg, der als der kürzeste Krieg der Welt in die Geschichte einging.

Die Auseinandersetzung dauerte kaum 45 Minuten und bestand im Wesentlichen aus der Beschießung des Sultanspalastes durch britische Kriegsschiffe sowie der Versenkung der Yacht des Sultans. Während ein britischer Offizier leicht verwundet wurde, starben rund 500 Verteidiger des Sultans, und der Herrscher selbst floh. Von diesem Moment an – bis zum Jahr 1964 – konnten nur noch Sultane regieren, die von der britischen Regierung genehmigt worden waren.

Aus dieser Zeit blieb in Stone Town vor allem die Erinnerung an eine Phase der Zivilisierung. Mit dem Verbot des Sklavenhandels – und später der Sklaverei selbst – verschwand auch die grausame Praxis, die Leichen schwarzer Menschen einfach auf den Straßen liegen zu lassen. Nach und nach lernte die Bevölkerung zudem, kein Abwasser mehr auf die Gehwege zu kippen und keinen Müll in den engen Gassen zu entsorgen. So verschwand schließlich der Gestank, der über Jahrhunderte in starkem Gegensatz zur äußeren Schönheit der weißen Häuser und Moscheen gestanden hatte.

Den Briten wird auch die Einführung eines Abwassersystems zugeschrieben. Sie errichteten jedoch keine neuen Stadtteile in der Hauptstadt Sansibars, sodass Stone Town in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend in dem Zustand erhalten blieb, den es im 19. Jahrhundert erreicht hatte.

Lang ersehnte Unabhängigkeit

Im Großen und Ganzen brachte die Unabhängigkeit Sansibars, die durch einen blutigen Umsturz erlangt wurde, der Stadt keinen neuen Wohlstand. Anfang der 1960er-Jahre erfasste eine Welle der Entkolonialisierung den afrikanischen Kontinent – viele Länder lösten sich aus dem Einfluss europäischer Mächte und gaben ihre Kolonialbindungen auf.

1961 erlangte das benachbarte Tanganjika, das Festland des heutigen Tansania, seine Unabhängigkeit von Großbritannien. Da die Verbindung zwischen den beiden Gebieten immer eng gewesen war, begannen Vertreter Tanganjikas bald, auch die Bevölkerung Sansibars zur politischen Selbstbestimmung zu ermutigen.

Im Jahr 1964, nur einen Monat nachdem Sansibar ein Abkommen mit Großbritannien über das Ende des Protektorats unterzeichnet hatte, brach in Stone Town eine Revolution aus. Die schwarze Bevölkerung, die sich endlich das Recht erkämpft hatte, ihr eigenes Leben zu bestimmen, erhob sich gegen die Araber, die sie jahrhundertelang politisch unterdrückt hatten.

Zunächst war der Aufstand gut organisiert. Mehrere Hundert Rebellen unter der Führung eines fanatischen Anführers überfielen die Polizeistationen, erbeuteten deren Waffenarsenal und besetzten alle strategisch wichtigen Gebäude – vom Telegrafenamt und der Radiostation bis hin zum Flughafen und dem Palast des Sultans. Der Sultan selbst konnte zusammen mit seiner Familie und seinem Gefolge in letzter Minute auf seiner königlichen Yacht fliehen. Die Rebellen übernahmen die Macht auf Sansibar – doch sie hielten nicht inne.

In den Straßen begann ein grausames Blutvergießen. Die Aufständischen töteten jeden Araber und Asiaten, den sie fanden, und riefen die schwarze Bevölkerung auf, es ihnen gleichzutun. Der über Jahrhunderte angestaute Zorn der Afrikaner entlud sich in brutaler Gewalt: die Straßen waren übersät mit verstümmelten Leichen, arabische Häuser wurden systematisch geplündert, und Tausende Frauen wurden in jener Nacht und am folgenden Tag vergewaltigt – auch Kinder blieben nicht verschont. Das Massaker war gewaltig, blutig und völlig außer Kontrolle. Wer konnte, floh von der Insel und ließ alles zurück.

In jenen Jahren lebte eine Familie namens Bulsara in der Shangani-Straße, im ältesten Teil von Stone Town. Unter ihnen war ein fleißiger Jugendlicher namens Farrokh – der später unter dem Künstlernamen Freddie Mercury weltberühmt werden sollte, als Sänger der Band Queen.

Als die Unruhen ausbrachen, floh auch seine Familie aus Angst um ihr Leben und verließ Sansibar für immer. Wie viele andere suchten sie Zuflucht in Großbritannien, wohin auch die Familie des Sultans geflohen war. Heute befindet sich in dem Haus, in dem die Familie Bulsara lebte, ein kleines Freddie-Mercury-Museum, das an seine frühen Jahre auf Sansibar erinnert.

Der letzte Sultan von Sansibar, ebenso wie die Familie von Freddie Mercury, kehrte nie wieder auf seine Heimatinsel zurück. Jamshid ibn Abdullah lebte still und zurückgezogen in einer kleinen Stadt im Süden Englands. Jahrzehntelang erhielt er auf seine Bitten, in seine historische Heimat Oman zurückkehren zu dürfen, immer wieder eine Absage. Erst im September 2020 – im Alter von über 90 Jahren – wurde ihm schließlich die Rückkehr gestattet.

So wurde Sansibar frei, befreite sich von fremdem Einfluss und begann ein neues Kapitel seiner Geschichte mit einer unabhängigen Regierung. Der erste Teil seines Namens, „Zan“, floss in die Bezeichnung des neu gegründeten Staates Tansania ein – einer Vereinigung des Festlands Tanganjika mit der autonomen Insel Sansibar.

Stone Town selbst blieb von all diesen politischen Veränderungen weitgehend unberührt. Die einstigen Paläste wurden zu Museen, geplünderte arabische Häuser und indische Geschäfte gingen in den Besitz der Bevölkerung oder der Regierung über. Die Aufmerksamkeit der neuen Machthaber, die sich noch lange als „revolutionär“ bezeichneten, richtete sich auf den sogenannten neuen Stadtteil Ngambo. Dort, gleich neben der Altstadt, begann der Bau moderner Wohnhäuser im typischen sozialistischen Stil.

Die neue Regierung pflegte enge Beziehungen zur Sowjetunion, zur Volksrepublik China und zur DDR. Letztere übernahm auch die Planung der modernen Gebäude in Ngambo. Doch das Projekt scheiterte – die heute unbeliebten Plattenbauten wirken eher wie eine Fassade, hinter der sich einstöckige Slums verbergen.

In den 1980er-Jahren begann die Stadtverwaltung von Sansibar sich um den Verfall der historischen Gebäude zu sorgen. Man startete ein Privatisierungsprogramm, das privaten Eigentümern erlaubte, alte Häuser zu restaurieren und zu erhalten. Etwa 300 Gebäude wurden so in Privatbesitz überführt – doch das Programm kam bald zum Stillstand. Heute verfallen viele Häuser weiter, zahlreiche Bauten sind einsturzgefährdet und stellen eine Gefahr für ihre Bewohner dar.

Mehr als ein Drittel der Gebäude wird heute gewerblich genutzt – als Hotels, Cafés, Läden oder Souvenirgeschäfte. Oft verändern die Besitzer die historischen Bauten stark, um sie an moderne Bedürfnisse anzupassen. In den Häusern der ärmeren Bewohner zeigt sich das Gegenteil: Aus Mangel an Geld werden sie gar nicht mehr instand gehalten und verfallen langsam. Auch die Restaurierungen öffentlicher Gebäude lassen zu wünschen übrig – meist beschränken sie sich auf oberflächliche Ausbesserungen und einen neuen Anstrich. So verfällt Stone Town nach und nach weiter.

Um diesen Prozess aufzuhalten, wurde die gesamte Altstadt im Jahr 2000 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Seitdem hat sich der Tourismus auf Sansibar deutlich verstärkt – und mit ihm das Interesse an der Geschichte dieser einzigartigen Stadt.

Stone Town – ein Labyrinth für Reisende

Seit den 1990er-Jahren wird Stone Town regelmäßig von Touristen besucht, die nach Sansibar kommen, um an den Stränden zu entspannen. Viele nehmen sich ein oder zwei Tage Zeit, um durch das Labyrinth der engen Gassen zu schlendern. Besucher aus Europa oder den USA finden die Häuser aus Korallenkalk oft vertraut – sie erinnern an die alten Städte auf Malta oder in der Dominikanischen Republik. Manche fühlen sich vielleicht sogar an das „Coral Castle“ in Florida erinnert.

In Stone Town gibt es rund 1700 alte Gebäude. Fast jedes von ihnen hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Charme. Wenn Sie dieses Freilichtmuseum besuchen, nehmen Sie sich Zeit, auch die weniger auffälligen Häuser zu betrachten. Achten Sie auf die Muster der geschnitzten Holztüren, besuchen Sie Museen und schauen Sie sich die Innenräume an. Werfen Sie einen Blick in Moscheen und Kathedralen, entdecken Sie lokale Schulen und liebevoll bemalte Kindergärten, und lesen Sie die alten Inschriften auf den Steinwänden. Kurz gesagt – beschränken Sie sich nicht nur auf die Läden und Cafés.

In diesem Artikel können wir nicht alle Sehenswürdigkeiten von Stone Town aufzählen, doch einige der bekanntesten wollen wir kurz erwähnen. Sie sind auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn Sie durch dieses faszinierende arabisch-indische Labyrinth spazieren – eine Stadt auf afrikanischem Boden, geprägt von Jahrhunderten bewegter und vielschichtiger Geschichte.

Was man in Stone Town sehen und entdecken kann

Beim Spaziergang durch Stone Town begegnet man zahlreichen Gebäuden im traditionellen muslimischen Stil. Schon das Umhergehen selbst ist spannend, wenn man sich einfach von den Gassen treiben lässt und an jeder Kreuzung spontan entscheidet, wohin es weitergeht.

Im Grunde gibt es zwei Arten, Stone Town zu erkunden: Entweder man streift ziellos durch die Straßen, lässt sich vom besonderen Flair der Altstadt verzaubern und entdeckt dabei ganz von selbst kleine Schätze – oder man folgt einer festgelegten Route. Für Letzteres ist meist ein ortskundiger Führer nötig. Wer sich jedoch für die erste Variante entscheidet, sollte Geduld und Zeit mitbringen, um die interessantesten Häuser und Orte zu finden, die wir im Folgenden nennen.

Alte Apotheke

Dies ist eines der ersten beeindruckenden Gebäude, das man sieht, wenn man seinen Rundgang an der Fähranlegestelle von Stone Town beginnt. Seine filigranen, geschnitzten Holzelemente verraten deutlich den Einfluss traditioneller indischer Architektur. Das Gebäude wurde restauriert und wirkt heute in neuem Glanz. Im Erdgeschoss hängen große historische Fotografien an den Wänden, die einen Blick in die Vergangenheit der Stadt erlauben.

Ein Tipp: Verzichten Sie auf die kostenpflichtige „Führung“ durch die oberen Etagen – dort gibt es außer dem Blick über die Dächer der Altstadt nicht viel zu sehen. Diese Aussicht genießen Sie ohnehin besser von den Dachterrassen beliebter Orte wie dem Restaurant des Maru Maru Hotels oder anderen Cafés und Hotels mit Blick über Stone Town.

Das Palastmuseum

Dieses große, dreistöckige, schneeweiße Gebäude an der Uferpromenade zieht viele Besucher an. Es ist das zentrale Museum von Stone Town und war einst der Palast des Sultans. Die Ausstellung zeigt das Leben der königlichen Familie und erzählt von ihrem Alltag und ihren Traditionen.

Eine ganze Etage ist Prinzessin Sayyida Salma gewidmet, die in Europa unter dem Namen Emily Ruete bekannt wurde. Sie war die gebildete Tochter eines Sultans von Sansibar, führte jedoch ein bewegtes und außergewöhnliches Leben. Sie floh nach Deutschland, nahm einen neuen Namen an und schrieb ihre Erinnerungen nieder. Ihr Buch Erinnerungen einer arabischen Prinzessin aus Sansibar war nicht nur eine persönliche Beichte, sondern auch die erste Autobiografie einer arabischen Frau.

In Stone Town gibt es noch weitere Orte, die mit dieser bemerkenswerten Frau verbunden sind. So existiert ein eigenes Museum zu Prinzessin Salma, das von einem engagierten einheimischen Historiker geleitet wird. Er organisiert Führungen zu den Stätten, die in der Biografie der Sultanstochter eine Rolle spielen.

House of Wonders

Weiter entlang der Uferpromenade steht das höchste Gebäude von Stone Town – das sogenannte *House of Wonders*. Als es 1883 fertiggestellt wurde, war es der erste Bau auf Sansibar mit elektrischem Licht und sogar einem Aufzug – ein echtes Wunder für das 19. Jahrhundert, das dem Palast auch seinen Namen gab.

Sein Schicksal war jedoch kein glückliches. Während des Anglo-Sansibar-Krieges wurde das Gebäude teilweise beschädigt. Später, als dort bereits ein Museum untergebracht war, begann der restaurierte Palast erneut zu zerfallen – ganze Dach- und Fassadenteile stürzten ein. Bei umfangreichen Restaurierungsarbeiten im Jahr 2020 kam es zu einem weiteren Einsturz, bei dem mehrere Arbeiter ums Leben kamen.

Heute ist das *House of Wonders* geschlossen und von großen Metallwänden verdeckt, hinter denen neue Restaurierungen stattfinden. Wenn es eines Tages wieder eröffnet, wird es für Sansibar ein weiteres kleines Wunder sein.

Das Alte Fort

Das Arabische Fort ist schon von Weitem an seinen hohen Mauern und den Türmen an den Ecken zu erkennen. Es steht Besuchern offen, und im Inneren findet man heute ein Amphitheater auf der einen Seite und eine große grüne Wiese auf der anderen. Wer über eine der Treppen in einem der Türme hinaufgeht – dort befindet sich eine kleine Kunstgalerie –, kann oben auf der Mauer entlanglaufen und den Blick über die Altstadt genießen.

Im Inneren des Forts gibt es Souvenirläden, gelegentlich auch Musikveranstaltungen und Festivals. Nichts erinnert mehr an die Vergangenheit, als das Fort noch als Kaserne und Gefängnis diente – heute ist es ein Ort der Begegnung und Kultur.

Forodhani-Gärten

Vor dem Fort, direkt an der Uferpromenade, liegt ein Platz, auf dem man spazieren gehen, die zahlreichen Boote am Ufer bewundern und den typischen Straßenhändlern begegnen kann. Es gibt auch einen kleinen Spielplatz. Wer den Sonnenuntergang in Stone Town erleben möchte, findet keinen besseren Ort als die Promenade beim Forodhani-Park.

Am Abend verwandelt sich der Platz in eine große Freiluftküche: Dutzende Köche bereiten hier traditionelle sansibarische Gerichte zu. Die Preise sind etwas höher als üblich, doch die lebhafte Atmosphäre macht das Erlebnis zu einem kleinen Fest. Es erinnert fast an die Weihnachtsmärkte Europas – nur unter tropischem Himmel und mit dem Duft von Gewürzen in der Luft.

Shangani-Straße

Wenn man weiter in Richtung Shangani-Straße geht, stößt man auf ein Gebäude, in dem sich ein Museum über Sansibars bekanntesten Sohn befindet. Die Einheimischen zeigen gerne den Weg dorthin, doch viele wissen nur wenig über Freddie Mercury selbst. Seine Kunst und seine offene Sexualität passen nicht in das konservative Weltbild der muslimischen Bevölkerung, weshalb er in seiner Heimat kaum verehrt wird.

Das Museum befindet sich in dem Haus, in dem die Familie des späteren Queen-Sängers in den letzten Jahren vor der Revolution lebte. Die Ausstellung konzentriert sich ausschließlich auf das künstlerische Schaffen des weltberühmten Musikers. In unserem Artikel über das Freddie-Mercury-Museum zeigen wir, was es dort zu sehen gibt – mit einzigartigen Fotos, die wir mit freundlicher Genehmigung exklusiv für Altezza Travel aufgenommen haben.

Tippu Tips Haus

Dies ist wohl das geheimnisvollste Gebäude in ganz Stone Town. Das Haus befindet sich seit Langem in Renovierung und ist daher nicht leicht zu finden. Selbst unter normalen Umständen ist es schwierig, denn das Haus des berüchtigten Sklavenhändlers ist kein Museum – viele Einheimische wissen nicht, wo es steht, und manche möchten sich auch gar nicht mehr daran erinnern.

Wer es dennoch suchen möchte, muss zunächst die schmale Gasse mit dem düsteren Namen *Suicide Alley* finden – dort steht das Gebäude. An einer seiner Wände hängt eine Gedenktafel mit einer kurzen Beschreibung seiner Geschichte.

St.-Josephs-Kathedrale

Sie gehört zu den auffälligsten, höchsten und schönsten Bauwerken in Stone Town. Ihre beiden Türme ragen über die Dächer der Altstadt hinaus und bilden ein harmonisches Gegenstück zu den Minaretten der Moscheen. Die Kathedrale aus der Ferne zu sehen, ist einfacher, als sie zu erreichen – die engen Gassen der Altstadt verbergen ihre Türme lange Zeit, bis sie plötzlich direkt vor einem auftaucht und kaum Platz lässt, das beeindruckende Gebäude richtig zu fotografieren.

Erbaut wurde die Kirche von den Franzosen, und sie gilt bis heute als eines der elegantesten Bauwerke der gesamten Steinstadt.

Hamamni-Persische Bäder

Die Hamamni-Bäder waren einst das erste öffentliche Bad der Stadt, und ein Teil des Gebäudes ist heute für Besucher geöffnet. Entworfen wurde es von Architekten aus Schiras, und noch heute kann man dort die traditionellen Innenräume persischer Badehäuser bewundern – mit gewölbten Decken, kleinen Fenstern und verwinkelten Räumen.

Nördlich von Sansibar-Stadt gibt es übrigens die Überreste weiterer persischer Bäder, der Kidichi Baths. Ein Sultan ließ sie einst für seine Frau errichten. Von dem Komplex ist allerdings nur ein kleiner Teil erhalten, und Kidichi ist heute eher für Liebhaber alter Ruinen interessant. Ganz im Gegensatz dazu liegen die Hamamni-Bäder mitten im Herzen der Altstadt von Stone Town.

Christ Church

Die anglikanische Kathedrale erhebt sich auf dem Gelände des ehemaligen größten Sklavenmarkts von Stone Town. Dieses eindrucksvolle Bauwerk in warmen Brauntönen imitiert die gotische Architektur und ist kaum zu übersehen. Meist besucht man die Kirche im Rahmen einer Führung, die die Geschichte des Sklavenhandels auf Sansibar beleuchtet.

Sowohl außen als auch innen lohnt sich ein genauer Blick. Besonders interessant sind die Säulen im Eingangsbereich unter dem Hauptgewölbe – ihre ungewöhnliche Anordnung soll die Aufmerksamkeit der Besucher prüfen. Der Überlieferung nach stand an der Stelle, an der sich heute der Altar befindet, einst ein Pfahl, an den Sklaven gefesselt und ausgepeitscht wurden.

Neben der Kathedrale, etwas zurückgesetzt, steht ein Denkmal mit fünf Bronzefiguren – gefesselte Männer und Frauen, die an die Zeit der Versklavung erinnern. Gleich daneben, in einem separaten Gebäude, befindet sich das Sklavenmuseum.

Im Keller wurden zwei kleine Zellen erhalten, in denen einst Dutzende Menschen eingesperrt waren – in der einen Männer, in der anderen Frauen und Kinder. Die dunklen Räume mit niedrigen Decken, winzigen Fenstern und feuchtem Betonboden vermitteln ein bedrückendes Gefühl. Hier konnten die Gefangenen, in Ketten gelegt und auf den Verkauf wartend, kaum mehr als hocken. Von den ursprünglich mehr als zehn Zellen sind nur diese beiden geblieben – genug, um den Besucher tief zu erschüttern.

Darajani-Markt

Nicht weit von der Christ Church entfernt liegt der Hauptmarkt von Stone Town. Das zentrale Gebäude wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet, doch gehandelt wird auch in den umliegenden Straßen. Wer keine empfindliche Nase hat – denn die Gerüche sind intensiv, vor allem von Fisch, Fleisch und Gewürzen –, sollte hier unbedingt vorbeischauen, durch die Marktgänge schlendern und vielleicht das eine oder andere Mitbringsel finden.

Der Basar liegt am äußersten Rand der Altstadt. Jenseits der Straße, die Stone Town von der neueren Stadt trennt, befindet sich der Markt für Nichtlebensmittel – ein weiterer, lebhafter Teil von Sansibar-Stadt.

Es gibt noch viele weitere sehenswerte Orte in der Altstadt, doch es macht am meisten Freude, sie selbst zu entdecken – bei einem ruhigen Spaziergang durch die uralten Gassen dieser afrikanischen Inselstadt.

Was man sonst noch auf Sansibar und in Tansania besuchen sollte

Aus Interesse kann man auch den neuen Teil der Stadt besuchen – vor allem, wenn man sehen möchte, wie die Menschen auf Sansibar heute leben. In der Umgebung von Stone Town gibt es weitere Paläste der Sultane, die besichtigt werden können. Im Inselinneren liegt das Jozani-Waldreservat, ein Nationalpark, in dem mehrere Tierarten leben, darunter die endemischen Kirk-Stummelaffen. Ein Ausflug dorthin lässt sich gut mit einem Besuch des nahegelegenen tropischen Schmetterlingsparks verbinden.

Wer mehr über die Zeit des Sklavenhandels erfahren möchte, als dieser bereits verboten war, kann mit einem Taxi und einem Führer nach Mangapwani fahren. Dort befinden sich Höhlen, in denen einst heimlich Sklaven aus Bagamoyo auf dem Festland festgehalten wurden. Mangapwani liegt nördlich von Stone Town.

Ebenso lohnenswert ist ein Besuch der Gewürzplantagen, auf denen Führungen angeboten werden. Dort kann man sehen, wie die berühmten Gewürze angebaut werden, die Sansibar seinen Beinamen „Gewürzinsel“ eingebracht haben – und natürlich welche kaufen, um zu Hause Gerichte mit dem besonderen Aroma Sansibars zu verfeinern.

Für Liebhaber von Strand, Tauchen und Kitesurfen bietet Sansibar eine große Auswahl an Küstenabschnitten. Strände gibt es rund um die Insel, doch die nördlichen gelten als die schönsten und zugleich teuersten, da hier die Gezeiten am geringsten sind. Zum Tauchen lohnt sich besonders der Bereich um die kleine Insel Mnemba im Nordosten, wo man die farbenfrohe Unterwasserwelt des Indischen Ozeans erleben kann.

Ein Ausflug zur berühmten Insel der Riesenschildkröten – auch bekannt als Changuu Island oder Prison Island – ist ebenfalls sehr lohnenswert. Der Name ist wörtlich zu verstehen: Auf der kleinen Insel leben tatsächlich über hundert Jahre alte Riesenschildkröten, die bis zu eineinhalb Meter groß werden können. Ihren zweiten Namen verdankt die Insel einem Gebäude, das einst als Gefängnis für Wiederholungstäter geplant war, jedoch nie zu diesem Zweck genutzt wurde.

Neben Sansibar selbst lassen sich auch die größeren Inseln des Archipels erkunden – etwa Pemba und Mafia. Beide sind bekannt für ihre farbenprächtige Unterwasserwelt mit Korallen, Fischen und vielen anderen Meeresbewohnern, was sie zu beliebten Zielen für Taucher macht. In unserem Artikel über die Inseln Tansanias erfahren Sie mehr darüber, welche Inseln sich für welchen Reisetyp besonders lohnen.

Von Stone Town aus kann man auch eine Fähre zum Festland nehmen. Nach etwa eineinhalb Stunden erreicht man Dar es Salaam – die größte Stadt Tansanias und zugleich die bevölkerungsreichste Metropole Ostafrikas. Wer Zeit hat, kann von dort einen Ausflug nach Bagamoyo unternehmen, dem historischen Hafen, von dem einst Schiffe mit Elfenbein und Sklaven nach Sansibar aufbrachen. In der Nähe liegen die Ruinen der alten Stadt Kaole. Fährt man von Dar es Salaam weiter nach Süden, gelangt man zu den Inseln Kilwa Kisiwani und Songo Mnara, die gemeinsam zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Heute kann man auf beiden Inseln die Ruinen jener alten Städte besichtigen, die einst den Beginn der Geschichte der Suaheli-Küste markierten.

Wer das Festland Afrikas näher kennenlernen möchte und die Orte sehen will, an denen Elefanten noch frei umherstreifen – deren Stoßzähne einst ein begehrtes Handelsgut waren – sollte sich für eine Safari-Tour entscheiden. Besonders lohnenswert sind Programme mit Besuchen legendärer Orte wie dem Ngorongoro-Krater und der Serengeti.

Das heutige Stone Town ist nur ein fernes Echo aus Afrikas Vergangenheit. Um den wahren Geist des schwarzen Kontinents zu spüren, muss man sich seinem Herzen nähern. Doch auch wer in Stone Town bleibt, kann auf seinen Spaziergängen durch die alten Gassen immer wieder die Erinnerungen an die einzigartige Geschichte dieses besonderen Ortes lebendig werden lassen.

Wann ist die beste Reisezeit für Sansibar?

Das Klima auf Sansibar ermöglicht es, Stone Town nahezu das ganze Jahr über zu besuchen. Es gibt zwei Regenzeiten – von März bis Mai sowie von November bis Dezember. In den letzten Jahren hat sich das Klima jedoch stark verändert, sodass niemand den Beginn oder die Dauer der Regenfälle genau vorhersagen kann. Die Durchschnittstemperatur fällt das ganze Jahr über nicht unter 20 °C. Bedenken Sie jedoch, dass Stone Town ein wahres „Steinlabyrinth“ ist, in dem es fast immer heiß und stickig ist. In den engen Gassen gibt es kaum Schatten, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Nehmen Sie daher ausreichend Trinkwasser, eine Kopfbedeckung, langärmelige Kleidung und Sonnenschutz mit, bevor Sie sich auf einen Spaziergang begeben.

Außerdem sollten Sie beachten, dass die Bevölkerung von Stone Town fast vollständig muslimisch ist. Planen Sie Ihre Kleidung daher entsprechend den Empfehlungen für Reisen in islamische Länder. Prüfen Sie den Kalender, bevor Sie Ihre Tickets buchen, um die langen muslimischen Feiertage, insbesondere den Fastenmonat Ramadan, zu berücksichtigen. In dieser Zeit sind viele Cafés, Restaurants und Geschäfte tagsüber geschlossen oder öffnen erst am Abend. Auch das Essen in der Öffentlichkeit während des Tages ist dann aus Respekt vor den religiösen Gepflogenheiten nicht angebracht.

Veröffentlicht am 18 Juli 2023 Aktualisiert am 7 Oktober 2025
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Über den Autor
Agnes Mkumbo
Agnes Mkumbo ist Mitglied des Altezza Berg-Teams und verfügt über umfangreiche Erfahrungen am Kilimanjaro und fundierte Kenntnisse der Safariparks in Tansania. Vollständige Biografie lesen
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