Um atemberaubende Tierfotos zu machen, braucht es mehr als nur Glück – es erfordert technisches Know-how und die Fähigkeit, schnell auf wechselnde Lichtverhältnisse und Bewegungen zu reagieren. Damit Sie auf Ihrer Trekkingtour oder Safari die besten Aufnahmen machen können, hat das Redaktionsteam von Altezza Travel Expertenwissen von erfahrenen Reisenden und professionellen Tierfotografen zusammengestellt.
Die richtige Kamera auswählen
Für Anfänger in der Tierfotografie hängt die Wahl des richtigen Kamerasystems von Ihren Prioritäten ab. Die meisten modernen Kameras mit Wechselobjektiven sind in der Lage, Wildtiere aufzunehmen, aber die Sensorgröße spielt eine wichtige Rolle für die Leistung. Der große Nachteil aller Kameras mit Wechselobjektiven ist die staubige Umgebung, in der man sich oft bei Safaris befindet. Der Sensor kann schnell verschmutzen und die Bildqualität stark eintrüben, aufwändige Nachbearbeitungen können nötig werden. Dieses Problem hat man bei Bridge-Kameras nicht.
Vollformatkameras bieten die beste Bildqualität und Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen, sind jedoch schwerer und teurer.
APS-C-Kameras bieten eine gute Balance zwischen guter Bildqualität und zusätzlicher Reichweite dank des Crop-Faktors und sind gleichzeitig erschwinglicher.
Micro-Four-Thirds-Systeme sind kompakt und reisefreundlich und verfügen über Objektive mit großer Reichweite, allerdings gehen dabei einige Details und die Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen verloren.
Superzoom-Bridge-Kameras sind am günstigsten und am einfachsten zu bedienen und bieten eine beeindruckende Reichweite, allerdings ist die Bildqualität deutlich geringer und die Leistung insgesamt langsamer.
Weitere Funktionen, die für die Tierfotografie sehr wünschenswert sind, sind IBIS (In-Body-Bildstabilisierung) und ein fortschrittliches Autofokussystem.
Wichtige Kameraeinstellungen für die Tierfotografie
Smartphones können zwar anständige Bilder aufnehmen, aber wenn es um optischen Zoom, schnell bewegte Motive, Tiefenschärfe und genaue Farbtöne geht, reichen sie nicht aus. Um schwierige Aufnahmebedingungen zu meistern, benötigen Sie eine Kamera mit den richtigen Funktionen.
Die automatischen und halbautomatischen Aufnahmemodi moderner Kameras wählen in der Regel gute Einstellungen. Wenn Sie jedoch mehr kreative Kontrolle wünschen, können manuelle Einstellungen zu besseren Ergebnissen führen. Wenn Sie bereit sind, zu experimentieren, konzentrieren Sie sich auf diese wichtigen Parameter:
- ISO-Bereich: Ein niedriger ISO-Wert (100–200) liefert scharfe, detailreiche Bilder. Bei schlechten Lichtverhältnissen müssen Sie den ISO-Wert erhöhen, aber höhere Werte erhöhen das Rauschen und verleihen dem Foto eine körnige Struktur.
- Blende (Blendenzahl): Die Blende beeinflusst die Schärfentiefe. Eine große Blende (niedrige Blendenzahl wie f/2,8 bis f/5,6) erzeugt einen unscharfen Hintergrund und hebt Ihr Motiv hervor – perfekt für Porträts oder Tiernahaufnahmen. Eine kleine Blende (f/8 bis f/16) hält die gesamte Szene scharf, ideal für Landschaften oder Gruppenaufnahmen. Je kleiner die Blendenzahl, desto mehr Licht fällt auf den Sensor - besser für Fotografie in der Dämmerung oder bei schlechten Lichtverhältnissen.
- Verschlusszeit: Steuert, wie Bewegungen dargestellt werden. Verwenden Sie eine kurze Verschlusszeit (1/500 Sek. oder kürzer), um Bewegungen einzufrieren; eine lange Verschlusszeit (1/30 Sek. oder länger) eignet sich für Landschafts- oder Nachtaufnahmen.
Die Natur wartet nicht auf den Fotografen, und Szenen können sich in einem Augenblick ändern. Deshalb ist die Serienbildgeschwindigkeit möglicherweise für Sie ein weiteres entscheidendes Merkmal. Aber Achtung - je mehr Bilder Sie machen, desto mehr Speicherkapazität brauchen Sie, desto schwerer fällt die Auswahl, desto länger dauert die Bearbeitung. Und oft sind Tiere eher im Ruhezustand anzutreffen, etwa beim Fressen oder pausieren.
„Mindestens 10 Bilder pro Sekunde wären für mich das Minimum ... und 20 oder mehr sind noch besser“, sagt Jeff Schultz, renommierter amerikanischer Wildlife-Fotograf und offizieller Fotograf des Iditarod-Hundeschlittenrennens, wie von Adobe zitiert.
In der Tierfotografie ist der Autofokus mit Augen- und Gesichtsverfolgung äußerst hilfreich. Moderne Kameras können Motive auch aus der Entfernung verfolgen und sie im Bild scharf halten. Durch die Verwendung von kontinuierlichen Fokusmodi wie AI Servo (Canon) oder AF-C (Nikon und Sony) wird sichergestellt, dass die Kamera den Fokus auf sich bewegende Tiere beibehält.
Auswahl von Objektiven mit der richtigen Brennweite
- 70–200mm: Ideal für Nahaufnahmen, z. B. von Tieren, die sich Ihrem Fahrzeug nähern. Hervorragend geeignet für Porträts und Aufnahmen aus mittlerer Entfernung.
- 100–400mm: Eine vielseitige Option für die meisten Safarisituationen. Eignet sich sowohl für Tierporträts als auch für Szenen mit Landschaftselementen.
- 600mm: Am besten für weit entfernte Motive wie Vögel oder Tiere am Horizont. Ermöglicht eine enge Bildausschnittwahl, ohne die Wildtiere zu stören – erfordert jedoch eine starke Beleuchtung und Bildstabilisierung.
Zeit und Beleuchtung
Die Fotoqualität hängt stark von der Beleuchtung ab: ihrer Richtung, ihrer Weichheit und sogar der Staubmenge in der Luft. Morgendämmerung, Mittag und Sonnenuntergang bieten völlig unterschiedliche Bedingungen – aber jede hat ihre Stärken.
Morgen: Sonnenaufgang bis 8:00 Uhr
Der frühe Morgen ist die beste Zeit für Tierfotografie. Das Licht ist weich und diffus, mit langen, sanften Schatten. Dies sorgt für wunderschöne, detailreiche Bilder.
Auf einer Safari bringt warmes Licht die Details der Federn oder die Fellstruktur eines Löwen zum Vorschein. Verwenden Sie bei Sonnenaufgang ein lichtstarkes Objektiv (f/2,8–f/4), um auch bei schlechten Lichtverhältnissen hochwertige Bilder aufzunehmen.
Mittag: 11:00–15:00 Uhr
Mittagssonne gilt in der professionellen Reisefotografie als hart, kann Ihren Aufnahmen jedoch mehr Wirkung verleihen. Sie erzeugt starke Kontraste und betont die Silhouetten der Tiere vor dem Horizont. Viele große Säugetiere ruhen sich im Schatten aus und bieten so einzigartige Kontrastszenen. Achten Sie auf die Belichtung, um überbelichtete Lichter oder tiefe Schattenverluste zu vermeiden
Sonnenuntergang: 17:00–18:30 Uhr
Der Zeit am Abend vor dem Sonnenuntergang wird auch als „goldene Stunde” bezeichnet. Das Licht ist stark, aber warm, mit goldenen und orangefarbenen Tönen. Es betont Texturen wie Fell und Gelände, und Gegenlicht (Sonne hinter dem Motiv) sorgt für zusätzliche Dramatik.
Um Details zu erhalten, ist der manuelle Modus vorzuziehen. Denken Sie immer daran, nach manuellen Fotos wieder auf eine Automatik zurückzustellen, um bei einem plötzlich auftauchenden Motiv nicht mit Ihren Einstellungen komplett daneben zu liegen. Bei schwierigen Lichtverhältnissen verwenden Sie den halbautomatischen Modus (Av-Modus) mit Belichtungskorrektur, um mehr Kontrolle über die Beleuchtung Ihrer Bilder zu haben.
Der britische Fotograf Samuel Cox, der mit National Geographic, BBC Wildlife Magazine und Africa Geographic zusammengearbeitet hat, empfiehlt, während der goldenen Stunde in offenen Räumen zu fotografieren
„Es gibt weniger Bäume und Büsche, die dieses schöne Licht blockieren, und Sie können einige wunderbar beleuchtete Bilder mitnehmen. Sie profitieren auch von den langen Schatten, die Ihr Motiv wirft, und Staub oder Fliegen werden in diesen letzten Momenten des Sonnenlichts eingefangen.“
Nahaufnahmen
Eine gelungene Nahaufnahme ist ein seltenes und aufregendes Erlebnis. Auf einer Safari kommt es dazu, wenn Tiere sich entschließen, sich der Straße zu nähern. Vergessen Sie nicht, den Auslöserton und den Blitz auszuschalten – selbst ruhige Tiere können erschrecken. Verwenden Sie:
- Brennweite: 70–200 mm, um unerwünschte Elemente nicht zu beschneiden oder aufzunehmen.
- Blende: f/2,8–f/5,6, um das Motiv mit einer sanften Hintergrundunschärfe zu isolieren.
Fernaufnahmen
Einige der ausdrucksstärksten Fotos entstehen, wenn das Tier Teil der Szene ist – eine Giraffe neben einem einsamen Baum oder ein Löwenrudel im Schatten einer Akazie. Diese erfordern eine besondere Herangehensweise.
Um beeindruckende Bilder aus der Ferne aufzunehmen, verwenden Sie die folgenden Kameraeinstellungen:
- Brennweite: 300–600 mm. Ohne ein leistungsstarkes Teleobjektiv mangelt es entfernten Motiven an Details und Wirkung. Bitten Sie Mitreisende, Bewegungen und damit Vibrationen des Fahrzeugs zu reduzieren. Wenn möglich, sollte der Fahrer den Motor abstellen.
- ISO: 400–800. Ein gutes Gleichgewicht zwischen Lichtempfindlichkeit und Bildqualität. Bei neueren Kameramodellen kann ISO 1600–3200 mit minimalem Rauschen verwendet werden.
- Blende: f/6,3–f/8. Hilft dabei, eine ausreichende Schärfentiefe zu erhalten, damit Ihr Motiv scharf bleibt.
- Verschlusszeit: 1/1000 Sek. oder schneller. Verhindert Bewegungsunschärfe, insbesondere bei Aufnahmen aus der Hand. Bei statischen Motiven oder wenn Ihre Kamera über IBIS verfügt, können Sie mit längeren Verschlusszeiten wie 1/250–1/500 auskommen.
Bewegung und dynamische Szenen einfangen
Das Fotografieren von Wildtieren in Bewegung erfordert einen anderen Ansatz. Das Ziel ist es, den Moment zu antizipieren, bevor er eintritt – einen Blick, eine Veränderung der Körperhaltung, das Anspannen der Muskeln. Achten Sie genau auf diese Signale und probieren Sie die folgenden Einstellungen aus:
- Serienbildmodus: 10 Bilder pro Sekunde oder mehr. Dies ist entscheidend, um den Höhepunkt der Aktion einzufangen.
- ISO: Auto, mit einer Obergrenze von 3200. Ermöglicht es der Kamera, sich schnell an wechselnde Lichtverhältnisse anzupassen, ohne dass die Bildqualität zu sehr darunter leidet (stark abhängig von der Kamera- und Objektiv-Qualität).
- Blende: f/5,6–f/8. Sorgt für ausreichend Tiefe und Schärfe, damit das Motiv hervorsticht.
- Verschlusszeit: 1/1600 Sek. oder schneller. Unverzichtbar, um Bewegungen einzufrieren – beispielsweise einen Sprung oder einen Vogel im Flug.
“„Bei der Tierfotografie verwende ich immer häufiger die automatische ISO-Einstellung, um eine ausreichend kurze Verschlusszeit zu gewährleisten. <...>. Das ist auch sehr nützlich, wenn man schnell fotografieren muss. Ich finde, dass diese Methode auch SEHR hilfreich ist, wenn sich ein Motiv von schwachem Licht zu hellem Licht bewegt“, rät Jeff Schultz.
Der Tierfotograf Samuel Cox hingegen betont, dass die Verschlusszeit Vorrang vor der ISO-Einstellung haben sollte. Er merkt an, dass Bildrauschen in der Nachbearbeitung korrigiert werden kann, ein unscharfes Foto jedoch nicht.
Ein paar Worte zur Nachbearbeitung
Bei der Bearbeitung von Tierfotos sollte es nicht Ihr Ziel sein, die Szene künstlich zu „verbessern“, sondern die Schönheit zu offenbaren, die bereits vorhanden war. Hier sind ein paar Tipps
- Fotografieren Sie im RAW-Format. Professionelle Fotografen empfehlen immer das RAW-Format, das alle Bilddaten – Details, Farben, Licht und Schatten – beibehält. Im Gegensatz zu JPEG, das das Bild komprimiert, können Sie mit RAW die Belichtung, den Weißabgleich und den Dynamikumfang ohne Qualitätsverlust anpassen. Achtung: Das benötigt ein geeignetes Programm, Erfahrung und braucht viel Zeit.
- Der Fokus beginnt mit den Augen. Die Augen des Tieres sind der emotionale Anker Ihres Fotos. Selbst wenn der Rest etwas unscharf ist, macht ein scharfer Blick das Bild gelungen. Achten Sie nur darauf, dass Sie bei der Nachbearbeitung nicht zu stark nachschärfen.
- Gehen Sie vorsichtig mit Farben und Weißabgleich um. Morgen- und Abendlicht sind ideal, aber Kameras lesen es manchmal falsch – sie machen es zu kalt oder zu warm. Afrikanische Savannen oder bewaldete Berge sind lebhaft, aber sie leuchten nicht wie Neonlichter. Dezente Korrekturen funktionieren am besten.
- Keine Angst vorm Bildschnitt. Das, was wir auf ein Bild bannen wollen, passt oft nicht in das Format, das uns die Kamera vorgibt. Schneiden Sie weg, was Ihnen nicht gefällt. Reduzieren Sie das Bild auf die Aussage, die Sie damit verbinden.
„Fotografie soll etwas darstellen, das passiert ist – sie soll keine Fantasie darstellen. Wenn Sie Abzüge möchten, wollen Sie Tiefe, also nehmen Sie Tonwertkorrekturen, Kontrast und Sättigung vor, aber innerhalb der Grenzen dessen, wie der Tag aussah. Wenn der Himmel bedrohlich aussieht, es an diesem Tag aber keinen Sturm gab, sind Sie zu weit gegangen“, sagt Nick Nichols, ehemaliger Chefredakteur für Fotografie bei National Geographic, bekannt für seine Porträts von Gorillas, Schimpansen und Löwen in Tansania.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die beste Kamera für die Tierfotografie?
Eine spiegellose oder DSLR-Kamera mit einem Teleobjektiv ist ideal. Achten Sie auf einen schnellen Autofokus, gute Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen, IBIS und Objektivkompatibilität.
Zu den anfängerfreundlichen Wildtierkameras gehören die Canon EOS R6 Mark II, Nikon Z8, Sony A6700, Fujifilm X-H2S und OM System OM-1. Kombinieren Sie eine dieser Kameras mit einem geeigneten Teleobjektiv (z. B. 100-400 mm), um auf Safaris oder in Naturschutzgebieten eine hervorragende Vielseitigkeit zu erzielen.
Vollformatkameras wie die R6 und Z8 bieten eine überragende Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen und eine bessere Bildqualität, insbesondere für große Ausdrucke. APS-C-Modelle wie die Sony A6700 und die Fujifilm X-H2S sind leichter und erschwinglicher und bieten dank ihres Crop-Faktors eine zusätzliche Reichweite – perfekt für die Fotografie von weit entfernten Motiven. Die OM-1 (Micro Four Thirds) bietet die kompakteste Konfiguration mit außergewöhnlichem Zoom-Potenzial und eignet sich daher hervorragend für Reisen und Handaufnahmen mit geringfügigen Kompromissen bei der Bildqualität.
Was sind die besten Kameraeinstellungen für die Tierfotografie?
Verwenden Sie den Verschlussprioritäts- oder manuellen Modus mit 1/1000 Sek. oder schneller, Auto-ISO (400–3200) und einer Blende von etwa f/5,6 bis f/8. Aktivieren Sie den kontinuierlichen Autofokus, um sich bewegende Tiere zu verfolgen. Lernen Sie, mit Ihrer Kamera umzugehen. Testen Sie aus, ab welchem ISO-Wert ein Bild zu körnig wird. Wenn Sie Zeit haben, machen Sie Aufnahmen vom gleichen Motiv mit verschiedenen Einstellungen.
Für Wandersafaris oder Trekkingtouren stellen Sie f/8–f/11, ISO 100–800 und eine Verschlusszeit von mindestens 1/125 Sekunde ein. Wenn Ihre Kamera über eine Bildstabilisierung verfügt, lassen Sie diese eingeschaltet. Das Ziel ist es, Bewegungen einzufrieren und gleichzeitig einen scharfen Fokus beizubehalten, auch bei wechselnden Lichtverhältnissen.
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