Die indigenen Völker Afrikas sind einem internationalen Publikum noch immer weitgehend unbekannt. In der Popkultur werden oft der Massai-Krieger dargestellt – bewundert von Meryl Streeps Figur im Oscar-prämierten Film *Jenseits von Afrika* von Sydney Pollack – oder der Zulu-Krieger, der 1879 in der die Briten besiegte. Doch diese Völker bilden nur einen kleinen Teil der vielfältigen und einzigartigen Kulturlandschaft Afrikas, die ihre Traditionen auch in Zeiten rascher Urbanisierung bewahrt.
Das Team von Altezza Travel hat spannende Einblicke in die Kulturen und Bräuche von zehn indigenen Völkern gesammelt – von der trockenen Sahelzone bis zu den grünen Drakensbergen.
Famous African tribes: briefly
Die Sān (Buschmänner)
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: vor allem in Angola, Botswana, Sambia, Simbabwe, Namibia und Südafrika
- Bevölkerung: etwa 113.000 Menschen (Schätzung 2021)
- Tätigkeiten: traditionelles Handwerk, Jagen und Sammeln
- Bekannt für: uralte Kultur, Felsmalereien und eine Sprache mit markanten Klicklauten
Die Sān, auch Buschmänner genannt, gehören zu den bekanntesten Völkern des südlichen Afrikas. Ihr Bild in der Öffentlichkeit wurde stark durch die südafrikanische Komödie The Gods Must Be Crazy (1980) geprägt, in der sie als naturverbundene, friedliche Menschen dargestellt werden, die in der Kalahari leben und Fremden mit Freundlichkeit begegnen.
Über Jahrtausende überlebten die Buschmänner durch das Sammeln wilder Früchte und die Jagd, gestützt auf ihr tiefes Wissen über Pflanzen und das Verhalten der Tiere. Heute leben nur noch wenige ausschließlich als Jäger und Sammler; die meisten haben sich schrittweise in die modernen Wirtschaftssysteme ihrer Länder integriert. Laut der UNESCO ist die traditionelle Lebensweise besonders bei den Buschmännern in Botswana, Namibia und Teilen Angolas erhalten geblieben.
Einige Forscher vermuten, dass sich die Vorfahren der Buschmänner schon vor Hunderttausenden von Jahren als eigenständige ethnische Gruppe abspalteten – lange bevor der moderne Mensch Afrika verließ und sich über Eurasien ausbreitete. Heute tragen die Buschmänner nicht nur eine der ältesten bekannten DNA-Linien, sondern auch eine tief verwurzelte Kultur.
Ihre Felsmalereien und Gravuren, die auf Felsen in ganz Südafrika zu finden sind, zeigen eine erstaunliche Detailtreue. Fachleute des British Museum betonen den Realismus dieser Darstellungen, die Tiere, Menschen und geometrische Muster zeigen.
Die Künstler der Buschmänner ließen sich nicht nur von der Natur, sondern auch von ihren Mythen inspirieren. Südafrikanische Wissenschaftler vermuten, dass das sogenannte Horned Serpent Panel aus dem frühen 19. Jahrhundert möglicherweise ein Dicynodonten zeigt – ein pflanzenfressendes Tier mit Stoßzähnen, das vor rund 190 Millionen Jahren in dieser Region lebte. Offenbar entdeckten die Künstler Fossilien, deuteten sie kreativ und verarbeiteten sie in ihrer Felskunst.
Die Massai
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: Kenia und Tansania
- Bevölkerung: rund 1,2 Millionen in Kenia (Volkszählung 2019), bis zu 1 Million in Tansania
- Tätigkeiten: Viehzucht (Rinder, Ziegen, Schafe), früher auch Jagd, heute teilweise Ackerbau
- Bekannt für: Kriegertraditionen, Initiationsrituale, leuchtend rote Kleidung und kunstvollen Perlenschmuck
Die Massai sind eines der bekanntesten und am besten erforschten Völker Ostafrikas – was es schwierig macht, wirklich Neues über sie zu sagen. Weltweite Medien und der stetige Tourismusstrom nach Kenia und Tansania haben ein festes Bild geprägt: der Massai als stolzer Krieger mit Speer und Schild, gehüllt in leuchtend rote Shuka-Tücher. In Wirklichkeit steht ihre Kultur jedoch nicht im Zeichen des Krieges, sondern des Lebens als Viehzüchter.
In der Weltanschauung der Massai sind Rinder ein Geschenk des Schöpfers. Einer Legende zufolge ließ der Gott Enkai eine Herde vom Himmel herab und vertraute sie den Menschen an. Rinder dienen als Zahlungsmittel, als Nahrungsquelle und als Symbol für Wohlstand. Der soziale Status eines Mannes wird an der Zahl seiner Ehefrauen, Kinder und Rinder gemessen.
Die traditionelle Ernährung basiert auf Milch und Milchprodukten, frischem Fleisch und tierischem Fett. Einige Alltagsgegenstände werden aus Rippenknochen oder Hörnern gefertigt. Die typischen Shuka-Tücher – heute ein Symbol der Massai-Kultur – bestanden ursprünglich aus Rinder- oder Schafshäuten, werden heute jedoch aus Baumwolle oder Wolle hergestellt.
In den letzten Jahren wurden Teile des traditionellen Weidelandes zu Nationalparks und Schutzgebieten erklärt, was den Zugang zu manchen Flächen einschränkt. Dennoch leben viele Massai weiterhin so, wie es ihre Vorfahren seit Jahrhunderten tun. Heute trifft man sie in der Serengeti, rund um den Ngorongoro-Krater und im Maasai-Mara-Nationalreservat. Einige Safari-Programme beinhalten Besuche in Massai-Dörfern, bei denen Reisende ihre Kultur aus nächster Nähe erleben können.
Die Zulu
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: Südafrika, Eswatini und Nachbarländer
- Bevölkerung: etwa 12 Millionen (Stand 2022)
- Tätigkeiten: Landwirtschaft, Leben und Arbeit in Städten
- Bekannt für: Reich von Shaka, kunstvolle Perlenarbeiten, Philosophie des Ubuntu
Die Zulu leben überwiegend in der Provinz KwaZulu-Natal – einem Gebiet etwa so groß wie Portugal.
Historisch gründeten sie entlang der Küste des Indischen Ozeans ein mächtiges Königreich namens KwaZulu, angeführt vom halbmythischen Herrscher Shaka. Dieses starke Zulu-Reich geriet im 19. Jahrhundert in Konflikt mit den britischen Kolonialtruppen und den Buren, was schließlich zum Anglo-Zulu-Krieg führte. Obwohl die Briten am Ende den Sieg für sich beanspruchten, festigte der Krieg den Ruf der Zulu als mutige und gefürchtete Krieger.
Doch die Zulu nur aus der Perspektive des Krieges zu betrachten, greift zu kurz. In Südafrika werden sie ebenso für ihre Philosophie des Ubuntu verehrt – eine humanistische Lebenshaltung, die „Ich bin, weil du bist“ oder „Lebe und lass leben“ bedeutet.
Die Kultur der Zulu ist außerdem berühmt für ihre feine Perlenkunst. Die Farben und Muster der Perlen tragen versteckte Bedeutungen – Weiß steht etwa für Reinheit, Rot für Liebe – und drücken soziale Stellung, Emotionen und familiäre Bindungen aus.
Die Hamar
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: Äthiopien
- Bevölkerung: etwa 50.000
- Tätigkeiten: Anbau von Sorghum, Mais und Bohnen; Viehzucht; halbnomadische Lebensweise
- Bekannt für: ein einzigartiges Initiationsritual, bei dem junge Männer über Rinder springen, sowie den umstrittenen Brauch des Mingi
Die Hamar sind eines von acht eng verwandten Völkern des Omo-Tals, die seit Jahrhunderten entlang des Omo-Flusses leben. Der südafrikanische Forscher Tim Forssman bezeichnet diese Region als einen „sozialen Schmelztiegel“.
Die Viehzucht steht im Mittelpunkt des Lebens der Hamar. Rinder, Schafe, Ziegen und sogar Kamele bilden die Grundlage ihrer Wirtschaft und Kultur. Eine zentrale Rolle spielt das Vieh auch in einem eindrucksvollen Initiationsritual: Jungen, die in die Pubertät eintreten, müssen über eine Reihe von Rindern springen, um ihre Stärke, Geschicklichkeit und ihren Mut zu beweisen. Danach geißeln die Maza – unverheiratete junge Männer, die das Ritual bereits bestanden haben – die Frauen als symbolischen Ausdruck von Dominanz.
Für westliche Beobachter wirken diese Rituale oft befremdlich. Tim Forssman erklärt jedoch, dass viele Hamar-Frauen stolz auf die Narben sind, die sie dabei erhalten, und mitunter darum wetteifern, geschlagen zu werden. Jungen, die das Ritual erfolgreich absolvieren, dürfen Rinder besitzen und heiraten.
Die Hamar verfügen außerdem über umfassendes Wissen über Heilpflanzen. Wurzeln und Blätter werden zur Behandlung von Menschen und Tieren eingesetzt. Neben der Pflanzenmedizin spielt auch der Glaube an Flüche eine große Rolle. Kinder, die als Zwillinge geboren werden, außerhalb einer anerkannten Ehe zur Welt kommen oder körperliche Auffälligkeiten zeigen – etwa unregelmäßig gewachsene Zähne – gelten als Mingi. Solche Kinder sollen der Gemeinschaft Unglück bringen. Traditionell wurden sie getötet – ein Brauch, den UNICEF und die äthiopische Regierung als Kindstötung einstufen und aktiv zu beenden versuchen.
Wissenschaftlich ist diese Praxis bislang nur unzureichend untersucht. CNN berichtet, dass der Ursprung dieses Brauchs möglicherweise in alten Überlebensstrategien liegt: Kinder, die als Mingi galten, wurden als Belastung angesehen oder als unfähig, die Linie des Stammes fortzuführen.
Die Himba
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: Namibia und Angola
- Bevölkerung: etwa 50.000
- Tätigkeiten: halbnomadische Viehzucht; früher auch Jagen und Sammeln
- Bekannt für: leuchtend rote Körperbemalung aus Ocker, weitgehend geldloses Leben bis ins späte 20. Jahrhundert, zunehmende Nutzung von Bargeld seit den 2000er-Jahren
Die Himba leben in den Hügellandschaften und Savannen des Kunene-Gebiets im Nordwesten Namibias. Dieses kleine Volk hält Rinder, Ziegen und Schafe und baut Mais sowie Hirse an, aus der Brei und Mehl hergestellt werden. In der Trockenzeit ziehen Himba-Familien mit ihren Herden auf der Suche nach Wasser und Weideflächen umher.
Das trockene Klima hat das markante Erscheinungsbild der Himba geprägt. Viele Frauen und Mädchen bedecken Haut und Haare mit Otjize, einer leuchtend roten Paste aus tierischem Fett, Öl und Ocker. In der Kultur der Himba symbolisiert die rote Farbe Leben und Kraft, zugleich erfüllt sie eine praktische Funktion. 2023 wiesen südafrikanische und französische Wissenschaftler nach, dass Bestandteile der Paste schädliche UV-Strahlen blockieren – was erklärt, warum die Himba vergleichsweise selten an Hautkrebs erkranken.
Bis in die 2000er-Jahre lebten die Himba weitgehend ohne Geld und tauschten Waren und Dienstleistungen direkt. Heute ist ihre traditionelle Lebensweise durch den Abbau von Eisenerz und Kobalt auf ihrem angestammten Land bedroht.
Die Wodaabe
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: Regionen südlich der Sahara
- Bevölkerung: 160.000–200.000
- Tätigkeiten: Viehzucht, Handel und saisonaler Ackerbau
- Bekannt für: den Schönheitswettbewerb Gerewol, einen kulturellen Ehrenkodex aus Geduld und Bescheidenheit, traditionelle Körperbemalung und die Verbindung von Islam und Animismus
Die Wodaabe gehören zum größeren Volk der Fulbe, unterscheiden sich jedoch durch ihre strikte Treue zu alten Traditionen. Ihr Name bedeutet „Menschen der Verbote“ – ein Hinweis auf ihre strengen kulturellen Regeln, die sie von anderen Fulbe-Gemeinschaften abheben. Sie sprechen Fulfulde, eine Sprache ohne Schriftform.
Ihre Gemeinschaften leben am Rande der Sahara, oft in der Nähe von Tuareg-Lagern. In dieser kargen Landschaft, in der es wenig Vegetation gibt, ziehen die Wodaabe regelmäßig mit ihren Herden weiter – sie halten Kamele, Ziegen, Esel und ihr charakteristisches Langhornrind.
Seit dem 16. Jahrhundert bekennen sich die Wodaabe zum Islam, beeinflusst durch die Lehren des Theologen Muhammad al-Maghili. Seine Vorstellungen von religiöser Abgrenzung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen fanden bei den Anführern nomadischer Stämme im Maghreb Anklang. Auch die Idee des Dschihad wurde von den damaligen Eliten aufgenommen und diente als Rechtfertigung für Raubzüge in das Gebiet des heutigen Niger.
Heute gilt: Je wohlhabender und einflussreicher eine Familie ist, desto stärker hält sie sich an die religiösen Vorschriften. Gewöhnliche Nomaden befolgen meist nur die grundlegenden Gebote des Islam.
Das bekannteste kulturelle Ereignis der Wodaabe ist das Gerewol-Fest, das jedes Jahr nach der Regenzeit in der Nähe der Stadt In-Gall in Niger stattfindet. Es dauert etwa eine Woche und dreht sich um einen auffälligen Schönheitswettbewerb der Männer, die von einer Jury aus Frauen bewertet werden.
Während des Wettbewerbs tragen die Wodaabe-Männer leuchtende Kleidung, weiße Turbane oder Strohhüte sowie aufwendig frisierte Haare, geschmückt mit Straußenfedern und Ornamenten. Ideale Schönheit zeigt sich in der Helligkeit von Zähnen und Augen – deshalb betonen die Teilnehmer diese Merkmale mit schwarzer Kohle um die Augen und farbiger Schminke aus roten und gelben Mineralien.
Die Dogon
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: Mali und Burkina Faso
- Bevölkerung: etwa 800.000
- Tätigkeiten: Ackerbau, Viehzucht, Schmiedekunst und Handwerk
- Bekannt für: Ritualmasken und Tänze sowie eine außergewöhnliche Kosmologie mit Legenden über Kontakt zu Wesen vom Stern Sirius
Die Dogon gehören zu den westafrikanischen Völkern, die in mehreren Grenzdörfern zwischen Burkina Faso und Mali sowie in den abgelegenen Gebieten rund um das Bandiagara-Plateau leben – eine Landschaft, die von der UNESCO als eine der eindrucksvollsten Westafrikas bezeichnet wird. Das Gebiet wurde 1989 in die Liste des Welterbes aufgenommen.
Was die Dogon von anderen Völkern südlich der Sahara unterscheidet, ist ihre bemerkenswert gut bewahrte traditionelle Kultur. Ihre Dörfer bestehen meist aus quadratischen Lehmhäusern mit kegelförmigen Strohdächern.
Die Dogon leben überwiegend von der Landwirtschaft. Sie bauen Hirse, Bohnen, Sorghum und Zwiebeln auf Terrassenfeldern und in den Ebenen an. Ihr Wissen über Boden, Wetter, Pflanzen und Anbaumethoden wird mündlich weitergegeben – Kinder lernen durch Beobachtung der Erwachsenen bei der Arbeit.
Jedes Dorf wird von einem Hogon geführt – einem Ältesten, der aus den ältesten und angesehensten Bewohnern gewählt wird. Einer dieser Ältesten wurde durch seine Gespräche mit dem französischen Anthropologen Marcel Griaule bekannt.
Im Jahr 1946 erzählte ein Ältester namens Ogotemmeli eine Legende, nach der einst ein von Menschen bewohnter Planet in der Nähe des Sterns Sirius kreiste. Als ein Teil des Sterns zu explodieren begann, habe die Gottheit Amma die Menschen in einer „kosmischen Arche“ näher zur Sonne gebracht – und so sei die Erde entstanden. Griaule war beeindruckt von Ogotemmelis detailliertem Wissen über das Sonnensystem und die Begleitsterne des Sirius – Kenntnisse, die ohne moderne Instrumente kaum möglich gewesen wären. Noch erstaunlicher: Ogotemmeli war blind.
Diese Gespräche bildeten später die Grundlage für Marcel Griaules Buch Le Renard Pâle (Der blasse Fuchs), das von Anhängern der Theorie über prähistorischen Kontakt zwischen Menschen und Außerirdischen aufgegriffen wurde. Heute sehen Wissenschaftler das angebliche geheime Wissen der Dogon über Sirius jedoch meist als Folge kultureller Beeinflussung durch Griaule und andere Europäer.
Unabhängig von dieser Debatte bleibt die Kultur der Dogon außergewöhnlich reich. Trotz des Einflusses von Islam und Christentum haben sie ihre afrikanischen Stammesrituale und Bräuche in beeindruckender Vielfalt bewahrt.
Die Aka (Pygmäen)
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: Zentralafrikanische Republik, Kongo, Gabun, Kamerun
- Bevölkerung: etwa 30.000
- Tätigkeiten: Jagd, Honig- und Fruchtsammeln, Fischfang, Handel mit Bantu-Völkern
- Bekannt für: mehrstimmigen Gesang, kleine Körpergröße, flexible Geschlechterrollen und fürsorgliche Kindererziehung
Die Pygmäenvölker sind über das äquatoriale Afrika verstreut und werden grob in zwei Gruppen eingeteilt: die östlichen Völker (Mbuti und Twa) und die westlichen (Bakola, Baka und Aka). Hinweise auf sie reichen weit in die Geschichte zurück: Schon Aristoteles schrieb über ein „Zwergenvolk“, und auch altägyptische Aufzeichnungen erwähnen sie. Über Jahrhunderte hielten Europäer die kleinwüchsigen Menschen für halbmythisch, bis der deutsche Naturforscher Georg Schweinfurth 1869 während einer Expedition im Nil- und Kongodelta eine kleine Aka-Gemeinschaft entdeckte.
Die Aka sind nomadische Jäger und Sammler. Der amerikanische Anthropologe Barry Hewlett beschreibt ihr tiefes Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt. Ihre Ernährung basiert auf beeindruckender Vielfalt: 63 Pflanzenarten, 28 Wildtiere sowie Nüsse, Früchte, Honig, Pilze und Wurzeln gehören dazu.
Auf den ersten Blick scheinen die Aka weit vom 21. Jahrhundert entfernt, und man könnte eine streng patriarchale Gesellschaft erwarten. Doch im Gegenteil: Die Aka sind für ihre Gleichstellung der Geschlechter bekannt. Männer kümmern sich häufig um die Kinder, während Frauen jagen oder sammeln. Junge Väter halten ihre Babys fast ständig im Arm. Laut Barry Hewlett interagieren Aka-Männer fünfmal häufiger mit ihren Kindern als Männer in den meisten anderen Kulturen.
Kleinkinder begleiten ihre Eltern fast überallhin – auf die Jagd, durch den Dschungel und zu gesellschaftlichen Treffen. Während die Väter Palmwein trinken und sich mit Freunden unterhalten, schlafen die Babys friedlich in ihren Armen. Die britische Wohltätigkeitsorganisation Fathers Direct bezeichnete die Aka, wie The Guardian berichtet, sogar als „die besten Väter der Welt“. Doch auch das Leben der Aka ist hart: Abholzung erschwert die Jagd, und politische Instabilität in der Region bringt zusätzliche Probleme.
Feste feiern die Aka selten, doch wenn, dann mit großer Freude. Ihre Tänze und ihr charakteristischer mehrstimmiger Gesang – begleitet von Instrumenten wie der Enzeko-Trommel und der harfenähnlichen Geedale-Bagongo – wurden von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Die Hadza
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: Tansania (Lake Eyasi, Yaeda-Tal)
- Bevölkerung: rund 1.200, davon leben nur etwa 300–400 noch traditionell
- Tätigkeiten: Sammeln von Wurzeln, Beeren und Honig, Jagd auf kleine und große Tiere
- Bekannt für: Die Hadza sind eine der letzten Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften Afrikas, die ihre traditionelle Lebensweise in nahezu unveränderter Form bewahrt haben.
Wie die Pygmäen führen auch die Hadza ein nomadisches Leben und ziehen regelmäßig weiter, anstatt sich dauerhaft niederzulassen. Man geht davon aus, dass sie seit mindestens 40.000 Jahren im Norden Tansanias leben – mit einer Ernährung aus Beeren, Wurzeln und verschiedenen Wildtieren.
Hadza-Gemeinschaften sind klein und bestehen meist aus 20 bis 30 Personen. Sie leben ohne Häuptlinge oder formale Hierarchien. Entscheidungen werden im Konsens getroffen, durch gemeinsame Diskussionen. Männer jagen zusammen und teilen die Beute gleichmäßig – nicht nach Rang, sondern nach Bedarf.
Zur Nahrung der Hadza gehören auch Baobab-Früchte, Beeren und Honig, der wegen seines Geschmacks und Nährwerts besonders geschätzt wird. Beim Sammeln hilft ihnen der Honiganzeiger-Vogel, der wilde Bienenstöcke aufspürt und mit einem charakteristischen Ruf auf sie hinweist. Der Jäger nimmt den Honig und überlässt dem Vogel Wachs und Reste. Nach örtlichem Glauben kann Gier bestraft werden – wer nicht teilt, wird beim nächsten Mal von dem Vogel zu einem gefährlichen Tier statt zu Honig geführt.
Biologen erforschen seit Langem die außergewöhnlich ausgewogene Ernährung der Hadza, die mit dem artenreichsten Darmmikrobiom der Welt in Verbindung gebracht wird. Tim Spector, Professor für genetische Epidemiologie am King’s College London, folgte mehrere Tage der Hadza-Diät. Danach hatte sich sein eigenes Mikrobiom um 20 % vergrößert – mit neuen Bakterienstämmen, die das Immunsystem stärken.
Die Turkana
Wichtige Fakten:
- Lebensraum: Kenia, nahe der Grenze zum Sudan
- Bevölkerung: über 1 Million
- Tätigkeiten: Viehzucht, teilweise Fischfang im gleichnamigen See
- Bekannt für: kunstvolle Frisuren und olympische Champions
Das Volk der Turkana lebt rund um den Turkana-See, ein UNESCO-Weltnaturerbe, das für seine außergewöhnliche Artenvielfalt bekannt ist. Der See beherbergt 79 Fischarten und die größte Population von Nilkrokodilen weltweit. Nach dem Bau des Gibe-III-Staudamms in Äthiopien setzte die UNESCO den Turkana-See auf die Liste der bedrohten Naturstätten. Durch den sinkenden Wasserstand – inzwischen etwa halbiert – ist die Fischerei der Turkana stark gefährdet. Der U.S. Geological Survey warnt zudem, dass steigender Salzgehalt bestimmte Fischarten bedrohen könnte.
Streng genommen sind die Turkana mehr als nur ein Stamm – sie bilden eine große ethnische Gruppe, die seit der britischen Kolonialzeit aktiv am sozialen und politischen Leben Kenias teilnimmt. Turkana-Männer dienten in den King’s African Rifles und kämpften im Ersten Weltkrieg gegen die Truppen Paul von Lettow-Vorbecks sowie im Zweiten Weltkrieg gegen italienische Streitkräfte in Ostafrika und gegen japanische Truppen in Birma (heute Myanmar).
Viele Turkana haben auch international Bekanntheit erlangt. Der Läufer Paul Ereng gewann 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul eine Goldmedaille für Kenia, Joseph Ebuya wurde viermal Weltmeister im Crosslauf, und das Model Ajuma Nasanyana lief in New York für Victoria’s Secret an der Seite von Naomi Campbell.
Berühmt sind Turkana-Männer auch für ihre auffälligen Frisuren. Während Teile des Kopfes rasiert sind, tragen angesehene Männer kunstvoll gestaltete Haarkronen. Um diese Frisuren im Schlaf zu schützen, verwenden sie eine spezielle hölzerne Kopfstütze namens Ekicholong, die zugleich als tragbarer Hocker dient – praktisch, um nicht auf heißem Boden sitzen zu müssen.
F.A.Q.
Was tun, wenn die Bräuche afrikanischer Völker fremd oder befremdlich wirken?
Afrikanisches Erbe und Traditionen haben sich über Jahrhunderte, teils Jahrtausende entwickelt – geprägt von einzigartigen natürlichen und sozialen Bedingungen. Man sollte ihnen mit Respekt und Einfühlungsvermögen begegnen, auch wenn sie ungewohnt erscheinen. Dabei gilt es zu bedenken: Auch die eigenen Gewohnheiten und Verhaltensweisen können für indigene Völker Afrikas ungewohnt oder sogar seltsam wirken.
Darf ich Menschen während meiner Reise fotografieren?
Nur mit ihrer Erlaubnis. In vielen afrikanischen Gemeinschaften gilt das Fotografieren als Eingriff in den persönlichen oder spirituellen Raum. Wenn du afrikanische Dörfer oder Stämme besuchst, frage immer zuerst, bevor du ein Foto machst – und zeige, wenn es angebracht ist, mit einer kleinen Aufmerksamkeit deine Wertschätzung.
Wie kann ich Mitglieder afrikanischer Stämme unterstützen?
Kaufe Lebensmittel, Kleidung, Schmuck oder handgefertigte Waren direkt von den Einheimischen. So hilfst du, traditionelle Lebensweisen zu erhalten, und ermöglichst den Gemeinden eine Einnahmequelle, die ohne Zwischenhändler auskommt.
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