Wer benannte Afrika – und wie lautete der ursprüngliche Name?

Der heutige Name Afrika geht auf eine römische Provinz zurück, die im Gebiet des heutigen Nordtunesien lag. Später nutzte man diesen Namen für alle Länder zwischen dem Mittelmeer und der Sahara. In der Zeit der europäischen Entdeckungsreisen, als die Karten genauer wurden, übertrug man ihn auf den ganzen Kontinent.

So erhielt Afrika seinen Namen von europäischen Kartografen des 15. bis 17. Jahrhunderts, die sich an römische Traditionen anlehnten. Im Lateinischen bedeutete das Wort ursprünglich „Land der Afri“. Die Afri waren ein altes Volk, wahrscheinlich Vorfahren der heutigen Berber, die in der Nähe von Karthago lebten.

Ein weiterer Name für Afrika in der Antike war Libyen. Diesen Begriff verwendeten die Griechen, später auch arabische Kartografen. Heute vertreten manche Afrikaner die Ansicht, dass der Kontinent vor der Kolonialzeit Alkebulan hieß, ein Wort aus angeblich einheimischen Sprachen. Diese Theorie hält einer historischen oder sprachwissenschaftlichen Prüfung jedoch nicht stand.

Hier erfahren Sie genauer, wie Afrika zu seinem Namen kam und was das Wort Afri bedeutet.

Afri: Was der Wortstamm von „Afrika“ bedeutet

Viele Reisende in Tunesien besuchen die Ruinen der alten phönizischen Stadt Karthago. Vor zweieinhalbtausend Jahren war sie eine mächtige Stadt, deren Flotte den Handel im ganzen Mittelmeer kontrollierte – vom Atlantik bis nach Sizilien. Rund um Karthago lagen fruchtbare Felder. Die Menschen dort bauten Gerste, Weizen, Oliven, Feigen, Trauben und andere Pflanzen an. In dieser Gegend lebten die Afri.

Es gibt noch viele weitere Theorien zur Herkunft des Wortes Afri. Die häufigsten sind:

Nach den Punischen Kriegen im Jahr 146 v. Chr. besiegten die Römer Karthago und die mit ihm verbündeten Afri. Sie eroberten die Stadt und zerstörten sie. Die fruchtbaren Gebiete wurden zur „Kornkammer Roms“. Die Sieger richteten dort eine neue Provinz ein, die von Prokonsuln verwaltet wurde. Sie nannten sie Africa (Africa Proconsularis) – das Land der Afri. Der Name bezog sich also nur auf eine begrenzte Region. Deshalb kann man nicht sagen, dass die Römer den ganzen Kontinent Afrika benannt haben.

Was geschah mit den Afri? Mit der Zeit wurden sie nach Süden, in Richtung Sahara, verdrängt. Ihre heutigen Nachfahren sind vermutlich eine Tuareg-Gruppe, die Uraghen, Ouraghen oder Auraghen.

Wie aus der römischen Provinz Africa der Kontinent Afrika wurde

Rom eroberte weiter Gebiete südlich des Mittelmeers. Bald entstand neben Africa Proconsularis eine zweite Provinz: Africa Nova, das „Neue Afrika“. Die Römer fassten beide Provinzen zusammen, erweiterten sie, verloren Teile davon an die VandalenDie Vandalen waren ein germanischer Stammesverband, der gegen Rom kämpfte. Sie eroberten einen Teil des römischen Nordafrikas und gründeten dort ein Königreich mit der Hauptstadt Karthago. Dieses Reich bestand etwa hundert Jahre, bis es von den Byzantinern zerstört wurde. und gewannen sie später mit byzantinischer Hilfe zurück. Karthago blieb während dieser ganzen Zeit das wichtigste Zentrum, denn die Römer bauten die Stadt wieder auf.

Ende des 6. Jahrhunderts bezeichnete der Name Africa ein großes Gebiet mit weiten Teilen des heutigen Tunesien, des nordöstlichen Algeriens und des westlichen Libyens. Nach dem byzantinischen Sieg über die Vandalen wurde daraus das Byzantinische Exarchat von Afrika. Etwa ein Jahrhundert später drang ein arabisches Heer aus Ägypten ein. Karthago wurde zerstört, und aus dem Exarchat entstand die arabische Provinz Ifriqiya. Dieser Name blieb im arabischen Raum lange gebräuchlich und bezeichnete die Länder westlich von Ägypten.

Es folgte das Zeitalter der großen Entdeckungen, und auf den Karten erschienen neue Länder. Mit der Zeit der Ozeanfahrten wirkte die Welt auf die Europäer nicht mehr klein.

Die Portugiesen erkannten als Erste die Größe Afrikas, weil sie häufig entlang der West- und Südküste segelten. Europa befand sich in der Renaissance, und Künstler wie Gelehrte interessierten sich stark für die Antike. In der Geografie und Kartografie galt Ptolemäus weiterhin als wichtige Autorität. Dadurch gelangte das lateinische Wort Africa auf neue Karten – diesmal als Bezeichnung für den ganzen Kontinent. Im 17. Jahrhundert setzte sich der Name allgemein durch.

Ursprüngliche Namen Afrikas. Was gab es vor „Afrika“?

Genau genommen hatte der Kontinent keinen einzigen „ursprünglichen“ Namen, bevor sich der Begriff Afrika überall durchsetzte. Frühe europäische Seefahrer kannten Afrika nur oberflächlich und sahen es nicht als Kontinent, wie wir ihn heute verstehen. Die einheimischen Völker unternahmen keine weiten Landreisen und erstellten keine Karten. Deshalb gab es nur regionale Bezeichnungen für bestimmte, bekannte Gebiete – zum Beispiel Libyen, Äthiopien, Sudan und Guinea. Alle diese Namen leben in den heutigen Staaten Afrikas weiter.

Ein weiterer Begriff, der oft als alternativer Name für Afrika genannt wird, ist Alkebulan. Er wird vor allem in afrozentristischen Gruppen verwendet. Man behauptet, es handle sich um einen alten einheimischen Namen für den Kontinent, mit Bedeutungen wie „Mutter der Menschheit“ oder „Garten Eden“. Es gibt viele Deutungen und Theorien, teils mit vermuteten arabischen Wurzeln. Manche nennen Alkebulan sogar „den ursprünglichen Namen Afrikas“. Doch eine einheitliche, wissenschaftlich stützbare Theorie gibt es nicht, und der Begriff ist umstritten.

Fachleute halten die Vorstellung eines einzigen alten Ursprungsnamens, den alle afrikanischen Völker geteilt hätten, nicht für plausibel. Der Kontinent hatte nie eine gemeinsame Sprache, die seine vielen Völker verband. Auch gibt es keinen sprachlichen Nachweis, der Alkebulan mit einer bekannten Sprache verbindet. Die Bewohner Afrikas kannten zudem das Konzept eines „Kontinents“ nicht, und weite Reisen quer durch Afrika wären in der Antike kaum möglich gewesen.

Zum Schluss: Es ist nichts Abwertendes daran, wenn ein Kontinent einen von außen gegebenen Namen trägtEin Exonym ist ein Name für einen Ort oder ein Volk, der von außen gegeben wird. Im Gegensatz dazu steht das Endonym – der Name, den eine Gemeinschaft in ihrer eigenen Sprache für sich selbst verwendet.. Die meisten Kontinente, viele Länder und auch viele Völker erhielten ihre Bezeichnungen lange bevor sich moderne Identitäten entwickelten. Auch wenn die Geschichte Phasen kolonialer Einflüsse zeigt, bestimmen heute die Menschen und Gemeinschaften in Afrika selbst, wie sie sich nennen. Und Afrika ist inzwischen ein klarer und kraftvoller Name – weit entfernt von jeder Bedeutung, die die Römer ihm einst gaben.

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